Diese Reise sollte in jeder Hinsicht etwas anders werden,
als bisher gewohnt, man wollte Eintritt.
Mit 75 DM war das bunte Stück Papier was dann Tage vor
der Reise alle unsere Pässe bereicherte,
nicht gerade billig,
dafür durfte man schon was erwarten.
Und, um es vorwegzunehmen, wir wurden
nicht enttäuscht.
Das bunte Stück Papier.
Aber das war noch nicht alles, was anders war, auch das Quartier,
war schon im Vorraus klar, höchst ungewöhnlich.
Nach Viseu de Sus sollte es gehen und jeder wirkliche Eisenbahnfreund
weiss spätestenes bei diesem Namen, warum...
Aber der Reihe nach.
Fahrkartenkauf. Das Reservierungsystem EVA will
die vorausgedruckte Hafas-Verbindung nicht finden finden.
In die rumänischen Karparten mit nur zwei mal Umsteigen von Berlin,
das kann nicht gutgehen.
So bleibt es bei einer Fahrkarte nach Plavec, für DM 14,50 und einer
Reservierung Krakow -> Simeria, die noch einen PKP-Zugführer zum
Grübeln bringen wird.
Der erste Zug ist der D449 nach Krakow, schon ein alter Bekannter von zahlreichen
Touren nach Polen, Ost-Tschechien und die Slowakei.
Bis Zielona Gora haben wir Ruhe im Abteil, ab da wird es voll, das
Abteil vollausgelastet.
Sa, 11.09.99
Um 2 Uhr ist in Wroclaw eine halbe Stunde Pause, da Schlafen nicht so recht
gelingen will, Zeit die Beine zu vertreten. Es gibt sogar eine
geöffnete Wechselstube so dass jetzt auch die Forint-Reserven für die
anstehende Ungarndurchquerung aufgebessert sind.
Krakow, morgens. Die Sonne geht auf, zum ersten Mal auf dieser Tour.
Eine Stunde ist Zeit für einen kleinen Stadtrundgang. In der Tat, die Stadt
ist wirklich eine Reise wert. Ein andermal.
Auf dem Trödelmarkt darf man schon um diese Uhrzeit Eintritt bezahlen.
Noch schnell Lebensnotwendiges bunkern, dann kann der eigentliche
Eisenbahnmarathon beginnen.
Zug Nummer Zwei heißt: EX1313/389 "Karparty" , er soll uns von
Krakow bis Simeria in Rumänien bringen, durch 4 Länder in fast 20 Stunden
Fahrtzeit.
Zumindest theoretisch, die Praxis sieht dann doch etwas anders aus.
Für die ersten Stunden reihen sich die 4 durchlaufenden Wagen in den
Expressowy nach Krynica ein, die CFR spendierte einen Schlafwagen und
einen Sitzwagen 1.Klasse, die PKP zwei Sitzwagen 2.Klasse, die
allerdings sich nur in der Sitzpolsterfarbe vom benachbarten
1.Klasse-Wagen unterscheiden.
Die rumänischen Wagen eher unspektakulär, Nachwendeproduktion aus
Bautzen(?), mit IR-Fenstern.
Die Reservierung (Pflicht im Expressowy) verweist auf den polnischen Wagen,
der zählt zum Besten, was die PKP zu bieten hat und ist relativ leer.
Tarnow ist der erste Eckpunkt der Fahrt im wahrsten Sinne des Wortes.
Gings bis hier nahezu ostwärts, wechselt nun die Fahrtrichtung deutlich sicht-
und hörbar in einer extremen Rechtskurve nach Süden.
Die Berge beginnen, ET21-Land...auf jedem Kreuzungsbahnhof eine.
Dann Stunden später, eine große Kehre, das gerade befahrene Gleis ist
am anderen Talhang sichtbar, dann ein Tunnel und - der Schlafwagen
brennt!
Zumindest qualmt es so mächtig, das der Zug einen Zusatzhalt einlegt.
Aber, wenig später geht es weiter. Als der Mann mit dem Werkzeug
in Nowy Sacz zur Stelle ist, hat es sich ausgequalmt, als wäre
nichts geschehen.
In Muszyna +30, Zugtrennung, die lange Wagenkette bleibt zurück,
der "Karpaty" setzt seine Fahrt mit 4 Wagen fort.
Plavec ist der erste slowakische Bahnhof, hier ist Richtungs-
und Lokwechsel. Gegenüber steht nach Poprad ein
Brotbüchsenpärchen abfahrtbereit, die Zeit der 820er ist auch
hier vorbei. Schade.
Grenzkontrolle Nummer Zwei, 163 109 der ZSR setzt sich vor den Zug.
Und weiter geht die Reise, Fahrkarten nach "Cana st.hr." gibts im
Zug, zum Inlandstarif.
Und wenig später wieder eine Kehre, kurz vor Lipany, einfach ein schönes
Land die Slowakei. Als dann noch am Nachbarbahnsteig eine Bobina
im schönsten Sonnenlicht abfahrbereit steht, ist die Versuchung groß,
spontan auszusteigen. Aber wir wollen ja noch Rumänien!
Presov. Mehrmals kreuzt der O-Bus die elektrifizierte Eisenbahn
niveaugleich, in Potsdam mußte er sterben, weil eben das nicht möglich
sein soll.
Und hinunter ins Tal, nochmal schöne Ausblicke, Felsen, Brücken,
Tunnel, Kysak und schließlich Kosice.
Trotz Verspätung Aufenthalt: Ein weiterer Lokwechsel, eine neue
Wagengruppe kommt dazu: je ein slowakischer Liege- und Sitzwagen und
die Zweisystemlok 363 148, also ist die Strecke durchgehend elektrifiziert.
Das dürften die einzigen Zweisystemleistungen hier im Osten des
Landes seien, das slowakische Wechselstromnetz reicht nur bis Zvolen.
Nun wird es flacher, Kreuzung mit der Breitspurstrecke,
ein paar Bahnhöfe fliegen vorbei, dann, ein Trenner in der Fahrleitung,
ein Pfahl in der Erde und grüne Fahrleitungsmasten:
Ungarn, das Land mit den unausprechlichen Ortsnamen, z.B. dieser hier:
Hidasnemeti, und vor allem das Land mit dubiosen Bahntarifen
für Ausländer...
An ein Austeigen zum Fahrkartenkauf ist nicht zu denken, zu groß ist die
Verspätung. Also abwarten. Wieder Grenzkontrolle, wieder Lokwechsel,
diesmal auf M41 2146, Diesel!
Und ab um die Ecke. Um es genauer zu sagen auf die Nebenstrecke
Hidasnemeti - Szerencs.
Wenig später ist die Maximalgeschwindigkeit von 30km/h erreicht, die
die auch in der folgenden Stunde konstant eingehalten wird.
Irgendwann naht der Schaffner. Wie zu erwarten war, berechnet er
astronomische Summen.
Er kommt er für den verlangten Abschnitt bis Miskolc (72km) allein auf
6800 Ft, also ca. 20DM pro Person.
Dann verschwindet er erstmal mit dem 10000 Ft-Scheint (ca 100DM) in
seinem Abteil, nur zurück kommt er nicht.
Also forschen wir nach. Mit dem alten Menetrend (Kursbuch) und allen
Ungarisch-Kenntnissen (3 x 0 = 0) bewaffnet gehen wir zum Angriff
über. Vielleicht hilft ein bischen diskutieren.
Und siehe da, letzendlich sind es noch 3400 Ft, und die Lösung des
Zugführes ("Fifty Fifty") ist eigentlich so einfach, dass sie uns
auch hätte einfallen können.
Der Karpaty und ein ungarischer Binnenzug in Szerencs.
In Szerencs dann wieder Lokwechsel, also endlich Zeit zum Fahrkartenkauf!
Drei mal Lököshaza - 350km auf Edmonsonskischer Fahrkarte für 1994 Ft,
ca. 15DM, das klingt doch schon ganz anders.
Damit sind aber noch nicht alle Probleme gelöst, schließlich ist da noch
die rumänische Grenze und da fährt auch die MAV und von der Verspätung
will ich erst garnicht reden.
Dämmerung, Füzesabony, hier mündet die Strecke aus Eger
(dem einzigwahren Eger!) ein.
Bis Hatvan wird es dunkel, hier geht's nochmal um die Ecke, haarscharf an
Budapest vorbei, auf der eingleisigen Verbindung nach Szolnok.
Da ein Halt und hie noch einer, von Fahrplan kann eigentlich keine Rede
mehr sein.
Und mal wieder naht ein Zugführer und der stellt unangenehme Fragen,
z.B. die: "Lököshaza finish???" - und er ist auch
noch penetrant und steht kurz vor eben jenem Lököshaza schon wieder
vor dem Abteil...
Es hilft nichts, er will Geld, und zwar viel, auf Nachfrage
fast DM 100, also den Differenzbetrag über die Gesamtstrecke zum
CIV-Tarif. Das ist uns dann doch zuviel des Guten und da der Anschluß
in Simeria sowie nicht mehr zu kriegen ist, wirds dann wirklich erstmal
"Lököshaza finish".
Ein netter kleiner Bahnhof, mit hübschem EG, und einer
Fahrkartenausgabe, die zu mitternächtlicher Stunde nicht
nur geöffnet, sondern auch richtig zu tun hat. Drei zufällig hier
ankommende Reisende wollen Fahrkarten nach Curtici kaufen,
und das liegt nur unweit von hier, allerdings nicht mehr in Ungarn...
Zurück am "Karpaty" erwartet man uns schon, nicht nur der Zf, nein
auch die Grenzpolizei. Pässe werden auf dem Bahnsteig kassiert,
leider gibts sie vorerst nicht zurück, stattdessen kommt schließlich
ein weiterer Grenzer, guckt flüchtig die Pässe
durch und führt uns weg vom immer noch wartenden "Karpaty"
Nun aber geschehen mysteriöse Dinge. Es geht nicht etwa in
die Diensträume, sondern zielstrebig zu einem anderen Zug,
der einige Gleise weiter hinten scheinbar abgestellt ist,
ohne Licht, ohne Lok und natürlich nicht am Bahnsteig.
Und genau da sollen wir einsteigen?
Was für ein Spiel wird hier gespielt?
"00:04 Hellas" stand auf einem kleinen Zettel, den der Grenzer noch
zeigt, bevor er nach Rückgabe der Pässe im Dunkeln verschwindet...
Hellas? Hellas-Express, Moment mal, der fährt doch nach Thessaloniki
in Griechenland, aber doch nicht hier lang?
Und überhaupt, was ist das für ein Wagen, hier stehen ja lauter
griechische Buchstaben dran, am Nachbarwagen dafür kyrillische...
Und dieser Leerpark (es ist nicht ein einziger weiterer Fahrgast zu
erspähen) soll in 10min abfahren, mal ebenso nach Griechenland????
Die Sache wird immer mysteriöser.
Und dann kommt Bewegung auf, nicht etwa Reisende, nein eine Lok setzt
sich vor den Geisterzug und - ein Zugführer steigt zu, genau an unserer
Tür, um die CIV-Fahrkarten zu kontrollieren...
Die Fahrkarte für eine Zeitreise.
So, 12.09.99
Das kann doch eigentlich schon garnicht mehr alles inszeniert sein
- und tatsächlich, um 00:07 Uhr ein Pfiff und der Geisterzug geht auf
die Reise.
Aber wohin eigentlich? Thessaloniki ist doch etwas abseits vom Ziel.
Schließlich finden wir noch einen anderen Menschen im Zug - den
Betreuer vom benachbarten Schlafwagen - und er weiss zumindest wie die Route
in Rumänien ist.
Der Zug ist allerdings nirgens zu finden, weder im rumänischen noch
im ungarischen Kursbuch. Der Hellas-Express soll jedenfalls nicht hier
lang fahren, aber er tut es trotzdem...
Nach 15min ist die kürzeste Stunde der Fahrt zuende, um 1:25Uhr ist
der erste rumänische Bahnhof, Curtici erreicht.
Ab hier gilt die osteuropäische Zeit.
Nun kommt richtig Betrieb auf, Rumänien begrüsst seine Gäste auf seine
eigene Art. Um die 3 Fahrgäste kümmern sich 3 Grenzer, 2 Zugführer
und ein Servicemensch.
Der erste Grenzer will Geld tauschen, wenig später dann unbedingt Bier
kaufen, natürlich mehr als wir brauchen, nur Pässe kontrollieren, das
will er nicht.
Die richtige Passkontrolle kommt dann auch noch, mal wieder gibt
es Stempel und einen Einlegebogen, ein Servicemensch begleitet die
Zeremonie, er tauscht gleich Geld und offeriert, dass der Kurs ein massiv
anderer ist, als wir annehmen.
1:55 Uhr, Abfahrn! Und die nächste Szene für den Agententhriller:
Der Hellasexpress rauscht durch die Nacht, im dunklen Abteil der
griechischen Staatsbahn sitzen zu vorgerückter Stunde 4 dubiose
Gestalten über einen mit einer Taschenlampe erhellten Bogen Papier
gebeugt und beraten...: Ganz klar, hier wird der Fahrpreis verhandelt!
Wenig später: Geldscheine wechseln den Besitzer, die Beratung wird
aufgelöst, zwei der Teilnehmer verschwinden im Nichts auf dem
dunklen Gang...
Auch ein weiterer nicht unwichtiger Fakt wurde geklärt: der Ausstiegs-
bahnhof, der bis eben unklar war. Er heißt Alba Iulia und kommt
unseren Vorstellungen am nächsten.
Bis dahin sind es aber noch über 200km, also erstmal Zeit zum Schlafen,
zumindest theoretisch.
Der erste große Bahnhof ist Arad, bekannt aus Presse, Funk und
Fernsehen, hier fahren wohl diverse deutsche Strassenbahnen.
Ein mal Mal pro Stunde wird angehalten, Bahnhofsschilder sind
meistens nicht auszumachen. So recht eine Vorstellung von der
Fahrtzeit haben wir nicht, jedenfalls jagt der Express mit für
rumänische Verhältnisse unglaublicher Geschwindigkeit durch die Nacht.
Es wird dann doch 5 Uhr, das Land scheint doch etwas größer zu sein...
Die Fahrt im Geisterzug geht zu Ende, schließlich neigt sich
auch die Nacht dem Ende zu.
Bei der Ausfahrt offenbart sich zum ersten Mal der Rest des Zuges,
der sich an die bulgarischen und griechischen Wagen anschließt: was
für vertraute Kürzel: MAV, PKP und schließlich : CD!
Der Direktanschluß nach Viseu de Jos ist natürlich seit zwei Stunden
weg, das war nicht anders zu erwarten nach den ungarischen Umwegen.
Also beginnt ein Blick in den rumänischen Nahverkehr.
Und der kommt um 6:09 Uhr in Form einer 6achsigen 40er und einer
blauen Görlitzer Doppelstockeinheit in Alba Iulia zum Stehen.
[Alba Iulia -> Theius km19, 40-0837, TE0047, 06:09 -> 06:43]
Dynamische Planung, Kursbücher gibts nicht, Theius ist scheint ein
sinnvolles Ziel zu sein.
Zum zweiten Mal auf der Tour geht die Sonne auf und gestattet die ersten
Blicke auf ein bisher völlig unbekanntes Land.
Hier präsentiert es sich hügelig, am Horizont kommen die ersten
Berge in Sicht, da solls ja hingehen!
Nach 20min ist schon wieder Schluß: Theius.
Bf Theius im ersten Morgenlicht.
Ein großer Bahnhof, mit wunderschönem Empfangsgebäude, die
ersten Sonnenstrahlen tauchen alles in ein warmes gelbes Licht.
Fahrplanrecherge, zwei Stunden Zeit, um einen ersten Eindruck von
Rumänien zu gewinnen.
Ortsrundgang. Kleine Häuser, Vorgärten, eine unbefestigte Strasse
mit Fäkaliengräben an beiden Seiten, 3 Kirchen.
Der Bahnhof ist das größte Gebäude im Ort. Die Zivilisation scheint
fast ausschließlch vierbeinig zu sein. Die erste Kuh!
Und noch eine! Gemächlich traben sie die Strasse entlang, ein altes
Mütterchen folgt ihnen. Da, im Vorgarten, grasen zwei weitere
große Vierbeiner! Und schon biegt eine ganze Herde auf die Dorfstraße
ein...
Einen Laden gibt es auch, er hat Sonntag früh um 7 geöffnet, und
schließlich sogar ein Haus mit der Anschrift "Hotel", aber es sieht
ziemlich verschlossen aus.
Zurück zum Bahnhof, der nächste Doppelstockzug wartet, Abfahrt um
8:10 Uhr.
Hügellandschaft, eine doch etwas fremde Welt: nahezu kein Baum ziert
die Hügel, auch Ortschaften sind eher selten.
Aber die Vierbeinerquote beeindruckt umso mehr. Da drei Kühe,
da ein Pferd, mal wieder ein Ziege und als Krönung dann: ein Hängebauchschwein.
Die Hügel werden immer höher, bis schließlich bei "Tunel" genau ein solcher
durchquert wird.
Dann der Abzweig und wenig später läuft der Zug in den Endbahnhof
Cluj Napoca ein.
Cluj-Napoca ist mit über 330000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Rumäniens.
Ortstermin. Auf dem Bahnhofsvorplatz biegt gerade BVG 9067, Kt4D in Orange,
ehm. Stammwagen auf der Berliner 27, um die Ecke. Es sind ausschließlich
orang-weisse Kt4D der BVG im Straßenbahnnetz unterwegs.
Die BVG ist überall.
Nach 20min Fußmarsch ein Geldautomat. "Fast Cash non stop" verspricht er,
sagenhafte 15000Lei für den Sofortbedarf spukt er dann aus.
Leider liegt der Kurs bei ca. 1:8000 zur DM und 2 Mark sind wohl auch in
Rumänien für 3 Leute eine Woche lang zu wenig...
Also ein weiterer Versuch.
Jetzt kommts fast eimerweise: 1 500 000 Lei, so schnell wird man hier
Millionär!
Das sollte erstmal reichen für die ersten Tage.
Eine Stunde später fährt ein Accelerat, also eine Art Eilzug, nach Iasi und
der sollte über Salva und da müsste es nach Viseu de Jos und von da nach
Viseu de Sus gehen, kurz gesagt, das Ziel rückt näher.
Den erforderlichen Zuschlag für den Zug will man uns aber nicht verkaufen,
wir wähnen uns schon wieder eines besonders netten Tariftricks ausgesetzt.
Später im Zug gibt's den Zuschlag dann, mal eben für das 10fache des
Schalterpreises oder anders ausgedrückt für 1/10 eines durchschnittlichen
rumänischen Monatsgehaltes, das sind ja fast ungarische Zustände.
Zudem ist der Zug ziemlich voll, die Begeisterung hält sich in Grenzen.
Dann endlich Salva, es ist derweil halb drei - und da steht sogar ein
Anschlußzug, mit Diesel und grünen Wagen mit Sicken und zurückgesetzten
Türen. Sieht jedenfalls fotogen aus und fährt prompt ab!
[Salva -> Viseu de Jos km61, P4131, 60 0510, Bh, 14:33 -> 17:10]
Und dann waren sie mit einmal da: die Karpaten!
Hier hat man wirklich nicht mit Landschaft gespart, Links und rechts
erheben sich die Berge, Felsen. Der Zug strebt in einem Tal ständig
aufwärts, der Fluß unten wird kleiner, der Ausblick besser.
Schwer arbeitet sich die Diesellok unaufhörlich bergan, so geht
es erstmal eine Stunde, dann beginnen die Viadukte,
eines nach dem anderen, mal eins mit Blechträgern, dann wieder ein
Steinbogenviadukt. Bei Romuli sieht man in Kehren mehrere
Viadukte gleichzeitig. Genial!
Nach noch einer Stunde Fahrt werden die Berge langsam sanfter, der Zug
hat Einiges an Höhe gewonnen. In einer Linkskurve geht es nochmal
über ein Steinviadukt, dann biegt er in ein anderes Tal ein,
malerisch fügen sich die verteilt stehenden Holzhäuser in die
Landschaft, sie begleiten uns viele Kilometer.
Der Schienenstrang ist streckenweise der einzige Verkehrsweg in
diesem Tal, eine Strasse gibt es nicht!
Nach 2 1/2 Stunden Fahrt eine Hochfläche, die Berge treten etwas
zurück, nach einer langgezogenen Linkskurve mündet die Nebenbahn aus
Borsa zusammen mit uns in den Bahnhof Viseu de Jos ein.
Finish! Zumindest was den Zuganteil angeht. Wir sind (fast) am Ziel.
Der Tren Personal nach Sighet verlässt Viseu de Jos.
[Viseu de Jos -> Viseu de Sus km6, ROMAN-Bus, 17:35 -> 17:45]
Der Zugverkehr nach Borsa und damit Viseu de Sus ist eingestellt,
ist zu erfahren. Viseu de Sus hat fast 20000 Einwohner...
Vor dem Bahnhof wartet ein ROMAN, also Bus. Er fährt nochmal eine
Viertelstunde, um 17:45 Uhr ist es geschafft: Viseu de Sus!
Im Zentrum an einer Brücke ist die Busfahrt nach nur 10min zu Ende,
über ein Gleis an (dem!) Wasser entlang, noch ein Brücke und um Punkt 18 Uhr
stehen wir vorm Quartier: "Restaurant Oberösterreich" heisst uns willkommen.
Über 1800km sind zurückgelegt, fast 46 Stunden ununterbrochen mit der Bahn
unterwegs. Nun ist es geschafft. Wir sind es auch.
Der Chef ist noch nicht zu Hause, also erst mal Waldbahngucken, am
Wasser entlang, dem Regelspuranschlussgleis folgend, dann immmer am
Zaun entlang, schließlich: Schmalspurgleise!
Die sind blank und ein paar Holzwagen stehen zur Entladung an,
die Dampfloks sind aber alle kalt, na ja, Sonntag abend eben.
Zurück gibts erstmal Abendbrot im "Suligu" - und die ersten Worte
rumänisch zu lernen: "Snitzel" steht da auf der Speisekarte...