Heute sollen ein paar Streckenfotos rings um Novat entstehen, so ist die grobe
Planung.
Mit dem Dieselzug in die Berge. Zur unserer großen Freude führt der Zug
heute nicht das "Blaue Wunder", einem offenen Personenwagen, dessen Existens
ich lieber ganz verschwiegen hätte.
Einzig ein Hochbordwagen dient dem Personentransport.
Wieder eine Stunde Fahrt, diesmal hinterm Diesel, ohne Halt am Wasserkran vorbei,
eigentlich logisch, aber Wasser braucht auch die Diesellok, und zwar eimerweise.
Schließlich Novat. Abstieg.
Rings um das Gleisdreieck sieht es sehr fotogen aus, schön am Berg gelegen,
bietet sich von oben ein herlicher Blick. Direkt davor eine Brücke, auch ein
Postenhäuschen hat überlebt, ist aber verwaist.
Noch ist es hier zu schattig. Aber es gibt noch eine Alternative: Eine Felswand,
nur wenige hundert Meter weiter. sieht auch ganz nett aus.
Wir trennen uns. Zwei nehmen die Kurve unters Objektiv, einer die Felswand.
Der Standort an der Felswand ist allerdings sehr labil, auf einem hölzernen
Gestell zum Heutrocknen.
Eine Stunde später: Qualm, es riecht als wenn die Lok ganz in der Nähe ist,
aber zu hören ist nichts. Sollte sie etwa die andere Strecke fahren?
Ein Pfiff. Diesel ?!, in der Ferne rumpelt der Automotor über die Brücke und
verschwindet Richtung Faina.
Und dann Zugverkehr - talwärts. Ein Tross von beladenen Holzschemeln rollt
mit Schwerkraft zu Tale.
Talfahrt - ohne Lok.
Dann - endlich: Mit einer riesigen Rauchfahne und der entsprechenden Akustik
kommt sie um die Ecke.
Und Hinterher! 100m weiter ein Bedarfshalt, Fotografenaufnahme.
Im Zug lauter bekannte Gesichter: "Joa moi, was machn sien hier...", an Bord
findet sich auch das schon erwähnte Fernsehteam, die
Sache wird langsam unheimlich, fast sind mehr Deutsche als Rumänen anwesend..
Aber das bleibt nicht lange so. Zunächst aber nochmal: Holzhalt, mal wieder
mitten im Wald, die Drehschemel bleiben zurück.
Poiana Novat. Noch ein Gleisdreieck. Telefonierhalt. Der Zugführer verschwindet
in einem angrenzenden Wohnhaus.
Wir entscheiden, hier auszusteigen und zurückzulaufen. Die Rückfahrt soll einige
Kilometer unterhalb von Novat festgehalten werden - und bis dahin sind es ca.
10km zu wandern.
Einige Minuten später erinnern nur noch die Dampfschwaden an den Zug.
Zeit zum Umgucken - und umhören: Beängstigendes Quieken und Grunzen, heute ist
Schlachttag und daß das dem beteiligten Schwein nicht gefällt,
ist nur zu verständlich - bald darauf rauscht nur noch das Wasser.
Dann ein Blick ins Gleisdreieck, das Abzweiggleis hat auch schon bessere Tage
gesehen und endet kurz hinter der zusammenführenden Weiche.
Also zurück, über die Holzbrücke die Strecke entlang - talwärts.
Viel Betrieb am Holzverladeplatz, bis zur Rückkunft wollen alle Wagen beladen
sein. Ein Schienenauto wendet gerade, mit einem beeindruckenden Wenderadius -
einmal um die eigene Achse.
Am ehemaligen Abzweig sitzen Bauarbeiter im Gras und spielen Skat, ihre
Aufgabe war es, dass nun auch keine Weiche mehr an die Existens der von
Unwetter zerstörten Seitenstrecke erinnert.
Es ist richtig Betrieb im Wald. 10min später, unterhalb der schon erwähnten
Fotofelswand, erklingt ein rhythmisches Geräusch aus Richtung Novat, es kommt
näher! Sollte etwa noch ein Schienenfahrzeug bergwärts fahren?
Dann kommt er um die Ecke: Der Schienenersatzverkehr! Und der ist auf 4 Hufen
unterwegs, gefolgt von nochmal vier Hufen und einem Wagen.
Die Waldbahntrasse ist der einzige Weg in den Wald - so wird sie vielfältig
genutzt.
Begegnung im Wald.
Novat. Nach einer guten Stunde Wanderung taucht der nun schon wohlbekannte
Bahnhof wieder auf.
Weiter. Im Haupttal, auf der gegenüberliegenden Talseite vereinzelte
Häuser, die Zivilisation beginnt zögerlich.
Auf der Waldbahnseite fügen sich nur einzelne hölzerne Schäferhütten harmonisch
in die sanfte Landschaft.
Nach drei weiteren Kilometern der Wasserkran.
Eine die Kurve davor liegt perfekt in der Sonne und sollte es auch bei der
Rückkunft der Züge noch tun. Also machen wir es uns gemütlich.
Zeit zum meditieren...
Stunde später kommt Bewegung auf: "Klack, Klack, Klack", eine kleine zweiachsige
Lore, besetzt mit mindestens 4 Waldarbeitern rollt zu Tale.
Dann um 17:30 Uhr, kaum zu hören, fast lautlos taucht er aus dem Schatten -
der Dampfzug. Ganze 12 Langholzwagen hat er aufzuweisen.
"Tack-Tack, Tack-Tack...", klingt irgentwie verblüffend ähnlich mit dem
Tren Rapid nach Bukarest am Vortag...auch die Geschwindigkeit ist nicht groß
unterschiedlich.
"Der andere kommt gleich hinterher" diese Botschaft ist während der Vorbeifahrt
zu erfahren. Keine 2min vergehen, da taucht die nächste Wagenschlange hinter den
Bergen auf und klappert langsam vorbei. Permissiver Betrieb nannte sich sowas
bei der Reichsbahn. "Tack-Tack, Tack-Tack...",akustisch ziemlich ähnlich,
der Dieselmoter ist natürlich abgeschaltet bei Talfahrt.
Der Dieselzug auf der Rückfahrt.
Nur der Automotor fehlt immer noch. Entwischt sein kann er eigentlich nicht.
Da - ein Fahrrad! Ein Schienenfahrrad? - nein ein richtiges, abenteuerlich
festgemacht am Kühlergrill des vorbeifahrenden Waldbahn-Jeeps. Das ist ja die
wahre Fahrzeugparade...
Um 18:30 Uhr heißt es Abbruch der Aktion, zu groß sind die Schatten geworden.
Keine 10min oder 500m weiter taucht der Vermisste hinter der nächsten Talbiegung auf.
Ein Wink, ein Nicken, mehr ist hier nicht nötig, und schon sitzen wir drinnen,
im Führerstand.
Davon gibt es nur einen, und talwärts ist er eben hinten. Drinnen hantiert der
Chef de Tren an abenteuerlichen Hebeln.
Gas gibt er durch ein Fußpedal, mitten im Raum. Die Bremse - natürlich eine
Spindel, gleich daneben. Und die Gangschaltung ragt als langer Hebel aus der
Wand, sieht eher wie eine überdimensionierte Handbremse aus.
Das ist dann aber wirklich alles, bis auf die schon erwähnte Holzbank, die
genau für drei Fahrgäste ausreicht.
Eigentlich ist das ganze ja ein Triebwagen, da müsste es ja auch
einen Fahrgastraum geben...der ist vollgestapelt mit Brennholz für Valea Scradei.
Der Automotor 764 003 in Viseu.
Das ist aber noch nicht alles, im Schlepp hat er auch noch ein winziges Wägelchen,
vielleicht 2m lang. Drauf montiert ein altertümliches Dieselaggregat, was
wohl kaputtgegangen ist.
Und dann stand die Fuhre. Motor aus. Nun wird der Fahrgastraum geleert,
in hohem Bogen fliegen die Holzscheite auf die benachbarte Straße.
Diverse Kannen mit Öl und Wasser folgen, die Prozedur dauert fast 20min.
Dann knattert der Automotor weiter, der Dämmerung entgegen. Gegen 19:30 Uhr ist
das Tagesziel erreicht.
Abendessen im "Unic" und dann soll das Nachtleben getestet werden...irgendwo
war da doch ein Disko, und eine Karpatendisko wär doch mal was neues. Gegen
22Uhr ziehen wir nochmal los. Durch den völlig finsteren Ort - ein herrlich
klarer Sternenhimmel über uns, die Milchstraße ist perfekt zu sehen.
Leider gelten hier andere Zeiten als in Berlin, so ist es am Ziel kurz nach elf
schon arg leise - es sieht so aus, als wenn in Kürze Zapfenstreich ist...
Man kann nicht alles haben, vielleicht auch besser so, schließlich fährt der
Waldbahnzug auch morgen "in der Fruh".